COBOL ade, Java hallo: Wie komplexe Kernsysteme in time and budget migriert werden können

Gerade im Banken- und Versicherungsumfeld kennt sie jeder: Langwierige und teure Migrationsprojekte. Ob es sich um die Umstellung auf ein neues IT-System, die Verlagerung von Daten in die Cloud oder die Integration neuer Software handelt – solche Projekte sind oft komplex und risikobehaftet. In diesem Beitrag möchten wir unsere Erfahrungen als Projektleiter bei einem großen Migrationsprojekt teilen, bei dem das Kernsystem eines Finanzdienstleisters von COBOL nach Java migriert wurde.

Die Ausgangslage: Herausforderungen eines veralteten Systems

Das Unternehmen stand vor der Herausforderung, sein veraltetes COBOL-basiertes Kernsystem durch eine moderne Java-Lösung zu ersetzen. Das alte System war nur noch eingeschränkt wartbar, was zu ineffizienten Prozessen und hohen Betriebskosten führte. Die Migration wurde notwendig, um technologische Restriktionen aufzulösen und unabhängig von COBOL-Entwicklern zu werden. Um die Migration erfolgreich durchzuführen, wurde das Ziel gesetzt, das Kernsystem innerhalb von 18 Monaten zu migrieren, dabei die Datenintegrität zu gewährleisten und Ausfallzeiten auf ein Minimum zu reduzieren.

Iterativer Ansatz: Der Schlüssel zum Erfolg

Das Produktteam bestand aus technischen Experten und Fachbereichsmitarbeitern, die das Projektteam mit ihrem Fachwissen unterstützten. Beim Dienstleister gab es einen festen Ansprechpartner, der die Synchronisation innerhalb seines Teams sicherstellte. Ein gemeinsamer Jira-Bereich wurde genutzt, um die Arbeit zu koordinieren und den Fortschritt zu überwachen. Wir entwarfen ein iteratives Vorgehen, bei dem der gesamte Source-Code in kleine Häppchen aufgeteilt und alle zwei Wochen dem Dienstleister zur Migration übergeben wurde. Dieses Vorgehen wurde durch eine kontinuierliche Testautomatisierung ergänzt, was die schnelle Identifikation sowie Priorisierung von Anpassungsbedarfen ermöglichte.

Automatische Migration: Die innovative Lösung

Die automatische Migration von Programmcode stellte eine spannende Alternative zur Einführung von Standardsoftware oder einem aufwändigen manuellen Refactoring bzw. einer kompletten Neuentwicklung dar. Bestehende Geschäftsprozesse konnten 1:1 bestehen bleiben, was bedeutete, dass keine Schulungen oder Anpassungen an der Aufbau- und Ablauforganisation notwendig wurden. Dies erhöhte die Akzeptanz der Lösung, da sich für die Endanwender (fast) nichts änderte.

Erfolgreicher Projektabschluss: Lessons Learned und Best Practices

Der GoLive verlief dank präziser Planung reibungslos. Zunächst wurde das gesamte System automatisiert getestet, gefolgt von mehreren Wellen von Tests durch den Fachbereich. In einer Pilotphase arbeiteten ausgewählte Fachbereichsmitarbeiter bereits produktiv mit dem System, bevor der flächendeckende Rollout erfolgte. Das gesamte Projekt wurde innerhalb von 18 Monaten termingerecht und im Budgetrahmen abgeschlossen. Die Migration führte unter anderem dazu, dass sofort im Anschluss neue moderne Schnittstellen in das Kernsystem gebaut werden konnten, was vorher nicht ohne Umwege möglich war. Diese Lösung ermöglichte es nun neue Entwickler für das System zu gewinnen sowie hierdurch Anforderungen aus den Fachbereichen schneller umzusetzen.

Schlusswort: Der Weg zum Erfolg

Migrationsprojekte sind komplex, aber mit der richtigen Herangehensweise und einem starken Team können sie erfolgreich gemeistert werden. Eine sorgfältige Planung, effektive Kommunikation und die Bereitschaft, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, sind entscheidende Faktoren für den Erfolg.

Verfasst von Michael Maleika & Sebastian Seek, Geschäftsführer der PROMASE Consulting

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